Mittwoch, 21.10. 2015
Pressemitteilung

Ernährung und Gesundheit für alle Europäer

Vom 20.-23. Oktober 2015 tagen Experten aus der ganzen Welt auf der 12. Europäischen Ernährungskonferenz (FENS) in Berlin.
Eröffnungsrede von Prof. Dr. Heiner Boeing zur 12. Europäischen Ernährungskonferenz 2015 in Berlin

Vier Tage lang präsentieren über 320 Wissenschaftler ihre Ergebnisse den rund 2 000 Teilnehmern. Themen sind z. B. Ernährung, Gesundheit und chronische Krankheiten in verschiedenen Lebensphasen oder Fragen der Ernährungssicherung einer wachsenden Weltbevölkerung. „Mit dem Überblick über das heutige Wissen wollen wir die europäischen Bürger unterstützen, damit sie in jedem Alter einen gesunden Lebensstil mit ausgewogener Ernährung führen können“, sagt Prof. Dr. Heiner Boeing, Leiter der Konferenz und Vizepräsident der DGE in seiner Begrüßung. Die Plenarvorträge zum Tagungsthema „Nutrition throughout life-cycle – Science for the European consumer“ werden von international renommierten Experten gehalten. Die Kurzfassungen aller Vorträge und Poster sind im Internet frei zugänglich und erlauben eine langfristige Nutzung der auf der Konferenz vorgestellten Forschungsergebnisse. Veranstaltet wird die Konferenz von der DGE und der Federation of the European Nutrition Societies (FENS). Prof. Walter C. Willett, von der Harvard Medical School/USA gibt in seinem Vortrag „Nutrition throughout life-cycle – Science for the European Consumer – Global picture“ einen umfassenden Überblick zu Ernährung und Gesundheit in verschiedenen Lebensphasen. Als einer der bekanntesten Ernährungsepidemiologen weltweit hat er wesentlich dazu beigetragen, Zusammenhänge zwischen Ernährungsfaktoren und der Entstehung von chronischen Krankheiten aufzudecken. Trotz der Erkenntnis, dass sich Ernährungseinflüsse oft erst nach Jahrzehnten zeigen, stammen fast alle bis heute gewonnenen Informationen aus Studien, die die Ernährung im mittleren Lebensalter bewerten. Willet stellt daher fest: Unser Wissen über Ernährung und Gesundheit bleibt so lange unvollständig, bis die Einflüsse der Ernährung und ihre gesundheitlichen Auswirkungen über die gesamte Lebensspanne – vom Mutterleib bis zum Lebensende – vollständig untersucht sind.

Mit Polyphenolen gegen Übergewicht?

Die Prävalenz von Übergewicht und Adipositas nimmt weltweit zu, ebenso steigt die Zahl der damit verbundenen chronischen Stoffwechselkrankheiten wie Fettstoffwechselstörungen und Diabetes mellitus Typ 2. Ellen Blaak, Universität Maastricht, stellt in ihrem Vortrag „Targeting fat metabolism by diet to improve metabolic health in adults“ diätetische Interventionsstrategien vor. Sie konnte in Studien zeigen, dass die kombinierte Gabe der Polyphenole Resveratrol und Epigallocatechingallat den Energieverbrauch anregt. Das könnte eine positive Wirkung auf das Risiko für Herz- und Gefäßkrankheiten sowie Diabetes mellitus Typ 2 haben. Blaak erklärt, dass Polyphenole die Darmflora beeinflussen und auf diese Weise positiv auf die Stoffwechselgesundheit wirken können.

Kann Kalorienrestriktion den Alterungsprozess verlangsamen?

Mit steigender Lebenserwartung verdichten sich die Beweise, dass der Alterungsprozess nicht festgelegt, sondern formbar ist. Dabei spielt auch Ernährung eine entscheidende Rolle. Mögliche Zusammenhänge stellt Prof. Thomas Kirkwood von der Universität Newcastle mit seiner formulierten Disposable-Soma-Theorie vor. Kern der Theorie ist die Frage: Wie viel Energie sollte ein Lebewesen in Instandhaltung und Reparatur gegenüber anderen Lebensfunktionen wie Wachstum und Fortpflanzung stecken? Bei kurzlebigen Tieren wie Mäusen, Fliegen oder Würmern steigert Kalorienrestriktion die Lebensdauer. Auf Kosten der Fortpflanzung investiert der Stoffwechsel mehr Energie in die Instandhaltung des Körpers. Ob eine moderate Kalorienrestriktion beim Menschen vor Stoffwechselkrankheiten durch Überernährung schützen kann, ist umstritten. Zwar gibt es gute Gründe dafür, dass eine leichte Kalorienrestriktion lebensverlängernde Effekte hat. Es scheint jedoch unwahrscheinlich, dass sie den Alterungsprozess verlangsamen kann.

Genügend Nahrung für alle

Mit der globalen Nahrungssicherheit beschäftigt sich Tim Benton, Universität of Leeds in seinem Plenarvortrag „Producing more food for the growing Population“. Benton zeigt Lösungsansätze auf, wie der wachsende Bedarf an ausreichend, sicherer und gesunder Nahrung gedeckt werden könnte. Dazu nennt er die Vermeidung von Lebensmittelabfällen, eine Ernährungsumstellung auch im Hinblick auf weniger exzessive Kalorienzufuhr und eine veränderte Lebensmittelauswahl. Sie könnten nicht nur zu einer fairen und nachhaltigen Lebensmittelproduktion beitragen. Eine nachhaltige Ernährung könnte gleichzeitig die Gesundheit der Bevölkerung verbessern. Quelle: DGE